Der Dichter saß in seinem Turm
und sah in sich den kleinen Wurm
so leer, so tot, so unentdeckt
das Laken auch schon ganz befleckt / er dacht
wer nicht mehr schläft und Leiden schafft
dem quillt des Dichters Schaffenssaft
bemüht sich redlich, doch allein
er fühlt nur Leere, keine Pein

ausgebrannt der Traum vom Dichter
ausgeblasen seine Lichter
keine Zeilen mehr im Kopf
mein Gott, er war ein armer Tropf

da hatt der Herrgott doch Erbarmen
ohne Sinn für solche Dramen
schickt ihm eine derbe Frau
die ihm ab die Eier hau

von dannen nun die Manneskraft, die selbst ne Plastikpuppe schafft
doch endlich - welche Wonne – schien ihm die Leidenssonne
die Körper flutend ließ sie ihn tastenreitend die Wolkendecke durchstoßen und ins All
hineinschnellen, bis er erschöpft auf dem Mond aufschlug und sein Werk beendet hatte

da schenkte ihm ein guter Schlitzer
ne Gigli-Säge und n Ritzer
irgendwo hatt der die Thesen
woher die Dichtung kommt, gelesen
und war sich sicher zu erinnern
aus dem Fleisch, nicht aus dem Innern
Tag um Tag und über Nachten
sägte er, dass Knochen krachten

durch jede Leiche ein Gedicht
dazu bedarfs des Leidens nicht
unverstanden die Bedeutung
dass es ging um EIGNE Häutung
sägte dieser Dichter weiter
wohlgelaunt und immer heiter
doch allmählich wurd’ es schlimmer
mehr Platz im Garten gab es nimmer

zu vergraben vor dem Haus
was übrig blieb vom Leichenschmaus
und so begann er bald zu planen
den Handel mit Gebrauchtorganen
versorgte offiziell die Kranken
die ihm mit großen Scheinen dankten

Der Dichter saß in seinem Turm
er war nicht mehr der kleine Wurm
berühmt und reich und aufgeweckt
das Laken auch nicht mehr befleckt

wer nicht mehr schreibt und Texte schafft, dem blüht des Geldes Wirkungskraft
bemüht sich redlich, doch allein
er fühlt nur Freude, keine Pein

ausradiert das Traumgedichte
ausgeblasen die Geschichte
keine Bälle mehr am Schwanz
mein Gott, er war ein armer Hans

hatt der Herrgott doch Erbarmen
keinen Spass an solchen Dramen
schickte ihm nen netten Freier
dem er wegnahm seine Eier

bleibt uns bloß noch die Moral, gebt dem Dichter seine Qual, denn sonst kann es Euch passieren, dass er klaut Euch Eure Nieren